Gehört: „Laufen“ von Isabel Bogdan

Zum Jahresbeginn habe ich mich mal wieder in der Hörbuch-Sektion von Apple Music herumgetrieben und natürlich sofort etwas entdeckt, was mir – aufgrund meiner Freizeit-Aktivitäten womöglich verständlich – interessant erschien. Also lud ich das Hörbuch „Laufen“ von Isabel Bogdan (gelesen von Johanna Wokalek) herunter (hier) und hörte es an einem Tag komplett durch (was angesichts der Laufzeit von knapp über vier Stunden nicht allzu schwierig war).

„Laufen“ von Isabel Bogdan, gelesen von Johanna Wokalek

(Bild-Quelle: Apple Music)

Da es – und das ist ein Manko, das ich am besten möglichst bald bei Apple als Feedback eingeben muss – in der Hörbuch-Sektion keine Informationen über den Inhalt des Hörbuchs erhält, war es quasi ein „Blind Date“ für mich. Die ersten Minuten dachte ich noch, es könnte in Richtung eines als Roman kaschierten Selbsthilfe-Buchs gehen, doch schon ziemlich bald merkte ich, dass dem nicht so war. Vielmehr ist es ein bemerkenswert einfühlsamer und hervorragend nachvollziehbarer Roman über die Trauerarbeit einer (fast) Mittvierzigerin (das deckt sich ja ziemlich genau mit meinem aktuellen Alter), deren langjähriger Lebenspartner sich ein Jahr vor Beginn der Handlung das Leben genommen hat.

Der Anfang des Buchs ist gleichzeitig der Einstieg in einen etwas mehr als vierstündigen Stream of Consciousness durch die seelischen Abgründe und (später) Höhen der Ich-Erzählerin. Als Hörer begleitet man sie durch die tiefsten Phasen der Verzweiflung und der Abscheu (vor allem gegenüber den quasi-Schwiegereltern, die sich nach dem Tod ihres Sohnes als absolut unmögliche Gestalten präsentieren, wenn sie ihr z.B. das früher gemeinsam von ihr und ihrem Lebensgefährten genutzte Auto anderthalb Jahre nach dessen Tod zum Kauf anbieten…), um ihr – immer entlang ihrer zunehmenden Kondition beim Laufen – allmählich in sonnigere Gefilde zu folgen.

Fazit: Ein angenehm flotter (und das soll kein Wortspiel sein) Roman, der das Thema der Trauerarbeit sehr ernst nimmt, gut zu hören ist und dabei mit dem Laufen eigentlich (fast schon schade) nur sehr peripher zu tun hat. Doch damit kann ich gut leben, denn Laufen tut man, darüber muss man nichts hören oder lesen.

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