La Bella Italia

Heute vor einer Woche war der letzte Schultag des Schuljahres 2023/24. Und er hätte nicht später kommen dürfen, denn selbst so waren die letzten Tage ein einziger Gang auf dem Zahnfleisch. Ein extracurriculäres Ereignis jagte das nächste, dazu noch die Notenkonferenzen, der Zeugnisdruck, die Abschlussveranstaltung, die Verabschiedung von Kolleginnen und Kollegen, die entweder in Ruhestand oder an eine andere Schule wechseln… Es war wirklich ein Höllenritt – gut, dass es jetzt vorbei ist.

Am Mittwoch selbst endete die Schule um 11:05 mit der vierten Stunde, dann gab es noch eine kurze Phase des Aufbaus, bevor die kollegiumsinterne Abschlussveranstaltung startete. Ich saß ein wenig auf glühenden Kohlen, da sich zwei Mitmusiker von Blues & the Gang für 14:00 Uhr angekündigt hatten (tatsächlich kamen sie sogar schon um 13:50 Uhr), ich war aber noch nicht zum Packen gekommen. Nun gut, die Veranstaltung zog sich etwas hin, bis wir tatsächlich am Ende noch ein gemeinsames Lied für zwei scheidende Musik-Kolleginnen sangen und spielten (dieses Mal saß ich am Drum Set, nicht an der Trompete). Danach aß ich ein einziges Stück Pizza und brach um 13:10 Uhr nach Hause auf, um noch zu packen. Das klappte gerade so, dann standen auch schon meine beiden Kollegen vor der Tür, wir packten das Auto mit Instrumenten und Gepäck voll, dann ging's los gen Italien.

Offensichtlich hatten wir ein wirklich gutes Zeitfenster erwischt, denn der Verkehr war sehr moderat, bis auf die paar Kilometer am Lago Maggiore entlang, aber da ist ohnehin alles auf 50 km/h reguliert, insofern machte das nicht wirklich einen Unterschied. In Feriolo angekommen, lernten wir Umberto kennen, bei dem wir die kommenden zwei Nächte schlafen würden. Er bewohnte mit seiner Frau und zwei völlig verrückten Hunden eine Wohnung ein gutes Stück einen der Hügel am See hinauf. Wir lernten uns kennen, dann ging's zum gemeinsamen Pizza-Essen, begleitet von viel Konversation auf Deutsch, Englisch und Italienisch. Die Stimmung war gut, nur die Mücken hatten es noch besser als wir…

Ausblick von Umbertos Wohnung

Am nächsten Tag – wie sollte es auch anders sein? – konnte ich meinen Morgenlauf am Ufer des Lago Maggiore abhalten – es war bereits um 6:30 Uhr über 20 Grad warm und sehr feucht in der Luft, wodurch das Schweißaufkommen beträchtlich war. Doch Umberto hatte mir am Abend vorher eine gute Route vorgeschlagen, die konnte ich erfolgreich zur Anwendung bringen. Unterwegs ergaben sich auch einige Möglichkeiten für schöne Fotos – siehe unten. Das war wirklich schick!

Der Ortsrand von Feriolo

Direkt am Lago

Sonnenaufgang kurz vor dem Wendepunkt

Lauf am 2024-07-25

Route am Lago Maggiore

Nach einem italienischen Frühstück (=Kaffee) erkundeten wir zu dritt den Ort Feriolo, dann trafen wir den Rest der Band und schlugen gemeinsam etwas Zeit tot, die Stimmung war gut, aber auch etwas angespannt, da am Abend unser Gig direkt am Strand des Lago Maggiore anstand. Immerhin hatte ich dank eines Tipps unseres Saxophonisten den kleinen Supermarkt entdeckt und so meinen Koffein-Hunger durch Cola Zero stillen können. Flüssigkeit war ohnehin wichtig, denn die Temperaturen lagen schon vor Mittag bei ca. 30 Grad.

Ich in Feriolo

Absolutes Traumwetter

Mittags gönnten wir uns eine kurze Pause, ab 16:00 Uhr kam dann aber reichlich Aktivität auf, denn die Bühne wollte bestückt werden, auch ein Soundcheck war nötig.

Bühne - Strand - Zuhörer

Kabelgewirr

Der Aufbau dauerte seine Zeit, weil der Verantwortliche von der Stadt lange auf sich warten ließ. Und am hinteren linken Eck der Bühne waren große Lautsprecher per Kette angeschlossen, die erst aus dem Weg geräumt werden mussten. Dennoch: Bis ca. 18:00 Uhr war das erledigt (und wir alle waren schweißnass). Dann kam der Soundcheck, der erstaunlich schnell vonstatten ging (hier erwies sich unser neues Mischpult als ein großer Vorteil, denn jeder einzelne Musiker kann sich über eine App seinen eigenen In-Ear-Monitor-Sound ganz nach eigenen Vorlieben konfigurieren).

Nach einem leichten Abendessen (Pizza), erklommen wir sehr pünktlich um 21 Uhr die Bühne und spielten – abgesehen von einer ca. 15-minütigen Pause in der Mitte – bis Mitternacht durch, insgesamt 33 oder 34 Stücke. Da wir hell erleuchtet und sehr verschwitzt waren, schienen alle Mücken am Lago Maggiore dies als Aufforderung anzusehen, uns zu „verspeisen“, was ich noch in der Nacht bemerkte…

Live in Feriolo

Nach dem Konzert wurde die Bühne freigeräumt (das dauerte nochmals eine gute Stunde), dann war der Urzustand wieder hergestellt. Als Fahrer trank ich nur noch ein Cola, wohingegen die meisten anderen sich nun einen „Absacker“ genehmigten. Das viele Schwitzen und die langen Tage (Mittwoch und Donnerstag waren für mich 21-Stunden-Tage gewesen) sorgten dafür, dass ich beim Betreten der Waage daheim immerhin 3,5 kg Gewichtsverlust zu verzeichnen hatte. Wieder bei Umberto angekommen, bemerkte ich die Schwellung an meinem rechten Knöchel: Irgendeine Mücke schien mich hier besonders gern gehabt zu haben, die Schwellung hielt trotz Fenistil gute vier Tage an.

Die leer geräumte Bühne

Der Mückenstich aus der Hölle

Am nächsten Morgen packten wir uns mitsamt Instrumenten und Gepäck um 8:30 Uhr in mein Auto und begaben uns auf den Heimweg. Insgesamt war der Auftritt sicher ein Erfolg gewesen, denn ein paar hundert Zuhörer waren lange geblieben (es war ja kein Konzert, wir spielten einfach so an der Uferpromenade). Gleichzeitig muss man den ökologischen und ökonomischen Aufwand kritisch hinterfragen, denn 900+ Kilometer auf den Kopf zu hauen, um drei Stunden Musik zu machen, ist schon eine zumindest in Teilen fragwürdige Angelegenheit. Gut, wir waren in der Regel in Fahrgemeinschaften unterwegs, manche haben das Wochenende gleich noch als Urlaubstage am wunderschönen Lago Maggiore angehängt, aber bei mindestens fünf Autos, in denen wir als neunköpfige Band anreisten, kamen somit auch mindestens 4.500 Kilometer zusammen. Und das ist ökologisch nicht mehr zeitgemäß.

Gleichzeitig muss ich sagen: Es war mein erster Trip an den Lago Maggiore. Und wow, der ist wirklich sehr, sehr schön. Da muss ich noch einmal wiederkommen, am besten mit meiner Frau. Ihr wird der sicher auch gefallen.

Diese Seite sammelt keine privaten Daten.