Gehört: „Robotermärchen“ von Stanislaw Lem

Vor ein paar Tagen veröffentlichte ich meinen letzten Blog-Eintrag, in dem ich über mein großes Vergnügen beim Lesen zweier großer Klassiker der Science Fiction-Literatur berichtete (hier). Den Link zu selbigem Blog-Eintrag veröffentlichte ich auf Mastodon, was einige Reaktionen hervorrief, denn viele andere Mastodon-Nutzer kennen und lieben diese Bücher, andere fühlten sich von meinem Bericht animiert, selbst diese Bücher zu lesen, wieder andere gaben Tipps, welche weiteren Werke des Genres sie empfehlen könnten. Einem dieser Tipps ging ich quasi sofort nach, denn ich besorgte mir gleich nach dem Lesen des Tipps das Hörbuch „Robotermärchen“ von Stanislaw Lem, das ich heute früh zu Ende gehört habe.

Stanislaw Lem – Robotermärchen, erschienen bei Saga/Egmont


(Bild-Quelle: Apple Books, Screenshot des Hörbuch-Covers)


Zuerst muss ich in diesem Zusammenhang feststellen, dass ich mich durch den „Roboter-“-Bestandteil des Titels ein wenig habe irreführen lassen, denn tatsächlich überwiegt der „-märchen“-Anteil. Nun bin ich dummerweise kein großer Märchen-Freund, sie liegen mir einfach nicht (vielleicht liegt das an der meist altbackenen Sprache und dem allzu oft erhobenen moralischen Zeigefinger). Daher befand ich mich in einer etwas kniffligen Situation, denn erwartet hatte ich sehr technisch orientierte Geschichten über Roboter, bekommen habe ich Märchen, deren Akteure Roboter waren, die sich jedoch in der Mehrzahl der Fälle eher wie Menschen benahmen.

Nun könnte man aufgrund meiner bisherigen Ausführungen ganz logisch mutmaßen, dieses Hörbuch sei ein brachialer Reinfall gewesen. Doch das stimmt nicht, denn zwei Eigenschaften von Stanislaw Lem als Autor stellten sich dem in den Weg:

  • Der Autor sprüht nur so vor interessanten und kuriosen Ideen, wodurch selbst durch den mir nicht genehmen Märchencharakter immer wieder faszinierende und vollkommen innovative Grundgedanken aufblitzten, die mal mehr, mal weniger ausgearbeitet wurden. Dennoch ist der Blick hinter die märchenhafte Oberfläche stets neu beeindruckend, denn da tun sich immer wieder gänzlich neue Welten auf, die Lems Kopf entsprangen (ein gutes Beispiel war die Geschichte „Der weiße Tod“).
  • Immer wieder konnte ich den schalkhaften Humor des Autors erkennen, der sich einerseits bei der Wahl der Namen vieler Akteure seiner Geschichten zeigte, sich andererseits in den Dialogen Bahn brach. Auch hier gibt es eine große Bandbreite von humorvollen Abstufungen, von feiner Ironie bis zu frechen Breitseiten, die ein Dialogpartner auf den anderen abfeuert. Das hat mich immer wieder gut amüsiert.

Als Fazit kann ich nun definitiv sagen, dass es sich um eine Sammlung faszinierender Geschichten handelt, die viele innovative Ideen mit einer gehörigen Prise Humor vermischen. Wer sich nicht am Märchencharakter stört, der wird ohne Zweifel seinen Spaß daran haben. Wer – wie ich – ein Problem mit dem Märchencharakter hat, der wird, insofern er sich auf die Ideen dahinter konzentriert, dennoch auf seine Kosten kommen (gilt für jegliche Geschlechtsform, ich wollte es nur nicht zu kompliziert formulieren). Daher danke ich dem Mastodon-User Die Krähenpost (hier) für seinen Tipp, denn er hatte mir „Robotermärchen“ und „Sternentagebücher“ von Stanislaw Lem empfohlen. Das zweite Lem-Hörbuch folgt nach dem dritten Teil von „The Expanse“, das nun absolut überfällig war...

Diese Seite sammelt keine privaten Daten.