Aktueller Kilometerstand und Motivation

Mitte letzter Woche habe ich beim Laufen den nächsten Tausender in diesem Kalenderjahr geknackt, seitdem steht eine große 6 am Anfang meines aktuellen Kilometerstands. Seit Ende Oktober 2016 bin ich ca. 45.400 Kilometer gelaufen. Beides geht aus dem Screenshot aus der App Fitness Totals hervor:

Mein Kilometerstand beim Laufen am 2023-10-06

Meine tägliche Laufstrecke hat sich derzeit bei ca. 24,2 Kilometern eingependelt. Mit dieser Distanz komme ich gut zurecht, sie ist aufgrund einer kleinen Umstellung am Anfang des Laufs sogar angenehmer als die vorige Distanz, die bei knapp über 23 Kilometern lag. Der Unterschied ist der, dass ich eine etwas längere Runde durch die Nachbarschaft gleich am Anfang unternehme. Dabei fallen deutlich weniger Höhenmeter an, wodurch ich besser aufgewärmt bin, bis ich dann voll mit dem Berg konfrontiert werde. Das fühlt sich unterm Strich besser an.

Dass meinem Körper das gefällt, merke ich recht deutlich daran, dass ich gerade in den letzten zwei Wochen mehrere meiner absolut schnellsten Läufe (mit einem Pace von 4:47/km und 4:51/km auf die 24 km-Distanz) absolviert habe. Entscheidend auf meine Tagesform wirkt sich offensichtlich (und überhaupt nicht erstaunlich) die Menge von Schlaf aus, die ich in der Nacht zuvor hatte. Alle schnellen Läufe folgten auf eine Nacht mit mindestens sieben Stunden Schlaf, oft waren es sogar mehrere solcher Nächte hintereinander.

Das bringt mich zur Motivation, die hinsichtlich des Laufens völlig ungebrochen ist. Mein Wecker geht unter der Woche um 2:40 Uhr, ich bin immer vor dem zweiten Wecker um 2:45 Uhr aus dem Bett, ziehe mich um, hake mein Dehn- und Aufwärmprogramm ab, dabei höre ich meine politischen Podcasts von MSNBC. Dann gibt’s nach Wetterlage noch Jacke/Mütze/Kappe und Stirnlampe (hier erfolgt auch der Wechsel auf das Hörbuch) – und dann bin ich vor 4:00 Uhr draußen und laufe. Mit ganz wenigen Ausnahmen stellt das keine nennenswerte Hürde dar.

Ganz anders sieht es in der Schule aus. Wie ich schon berichtete, hatte ich mich im letzten Schuljahr auf eine Stelle in der erweiterten Schulleitung beworben. Daraus wurde nichts, was kein Drama ist. Gleichzeitig hat mir der Ausgang der Bewerbung ganz klar vor Augen geführt, was mir mein vieles zusätzliches Engagement in der Schule während der letzten 20 Jahre gebracht hat: nichts. Das Feuer, das in den letzten elf Jahren an dieser Schule dafür gesorgt hat, dass ich immer noch mehr und noch mehr freiwillig gearbeitet habe, ist heruntergebrannt. Also habe ich als Konsequenz meine „freiwilligen kostenfreien Zusatzleistungen“ für die Schule mit dem Beginn des neuen Schuljahres drastisch reduziert:

  • Seit 2012 hatte ich unsere Fachschaft vertreten, diesen Posten habe ich erfolgreich an eine jüngere und stark motivierte Kollegin abgegeben.
  • Üblicherweise war ich meist schon lange vor Unterrichtsbeginn an der Schule – und ich blieb nach Unterrichtsende auch täglich länger als nötig. An Arbeit mangelte es ja nie. In diesem Schuljahr komme ich halt kurz vor meinem Unterrichtsbeginn und gehe ziemlich flink danach wieder. Mehr Zeit in der Schule führt nicht zu mehr Geld oder Erfolg, also: wozu? Weg damit!
  • Jahrelang war ich für den Tag der offenen Tür zuständig. Wahnsinnig viel Arbeit OHNE JEGLICHE VERGÜTUNG. Auch davon lasse ich die Finger, es sei denn, ich erhalte Deputate (also Arbeitsstunden) dafür angerechnet.
  • In den Lehrerkonferenzen enthalte ich mich bei allen Entscheidungen, die mich persönlich nicht interessieren. Und – das konnte ich in der ersten Konferenz vor Beginn des Schuljahres schon feststellen – es sind erstaunlich viele Entscheidungen, die mir wirklich egal sind.

Hmmmm, das klingt vermutlich nach einer Art von „Vergeltung“ für die verschmähte Bewerbung. Ist es definitiv nicht. Mit meinem Einstieg in das Bewerbungsverfahren war mir klar, dass es andere Bewerber geben würde, von denen am Ende nur einer die Stelle haben konnte. Aber genau da fasste ich den Entschluss, im Falle des – nun eingetretenen – Misserfolgs eben genau diese vielen kleinen Zusatzjobs, die ich all die Jahre natürlich auch in der Hoffnung, sie würden sich irgendwann einmal auszahlen, auf mich genommen hatte, abzugeben und mein Engagement auf die normalen 100% zurück zu fahren. Gerade heute wird einer meiner Kollegen offiziell auf den Posten befördert. Er ist ein vollkommen zuverlässiger Kollege, der es durch und durch verdient hat, diese Stelle zu bekommen. Ich freue mich für ihn und wünsche ihm alles Gute!

Ich verweigere keine Arbeit, mein Unterricht ist gut vorbereitet, strukturiert und basiert auf 20-jähriger Unterrichtserfahrung an nunmehr sechs unterschiedlichen Gymnasien in zwei Bundesländern. Für mich ist derzeit nur kein erkennbarer Sinn darin, mir ständig noch mehr Arbeit aufzuladen, für die ich unterm Strich nichts bekomme. Die Zeit investiere ich lieber daheim, in meine drei großen Hobbys (Sport, Musik, Lesen) oder andere Tätigkeiten, die mir dann wenigstens noch Vergnügen bringen. Gerade im Ostalb Jazz Orchestra ergibt sich gerade eine neue Herausforderung, da unser erster Trompeter nach dem Konzert im November seinen Hut nimmt. Ich möchte seine Position einnehmen, wozu aber einiges an Arbeit investiert werden muss. Dennoch: Es ist ein verdammt attraktives Ziel für die kommenden Monate und Jahre.

Im Absagebrief aus dem Regierungspräsidium wurde mir ein Perspektivgespräch angeboten. Aber: Wozu soll das führen? Um einmal mehr vor Augen geführt zu bekommen, dass sich in den nächsten zehn Jahren an meiner Schule sicher keine Gelegenheit für eine solche Position mehr bieten wird. Dann bin ich 58 – und an Mitbewerbern wird es in Zukunft auch nicht mangeln. Also wäre meine Perspektive, zehn Jahre unbezahlte Mehrarbeit im Austausch für ein „Vielleicht klappt’s dann ja…“ Wie man so schön sagt, es ist ein „No-brainer“. Ich verzichte lachend auf dieses unsinnige Angebot.

Mittlerweile habe ich mich schon über Auslandsschuldienst in den USA informiert, aber ich konnte absolut keine Position entdecken, die mich auch nur annähernd interessiert hätte. Wenn der Beamtenstatus den Ausstieg aus dem Beruf nicht so erschweren würde, könnte ich mir in der Tat vorstellen, ziemlich schnell umzusatteln. Dummerweise ist man als Lehrer in der prekären Situation, für alles und nichts gleichermaßen geeignet zu sein. Interessant fände ich ja eine Stelle in der Branche der erneuerbaren Energien, aber angesichts des aktuellen Lehrermangels wäre schon der Versuch, unbeschadet aus dem Arbeitsverhältnis auszusteigen, ziemlich illusorisch. Insofern bleibt wohl keine Alternative: Ich muss „nur noch“ 20 Jahre durchhalten, in der Zeit kann sich ja noch viel ereignen. Derweil suche ich meine Schwerpunkte nicht in der Arbeit wie in den vergangenen 20 Jahren. Letztlich ist es möglich, dass der Zeitpunkt gar nicht schlecht war, um meinen Kopf wieder neu aufzusetzen. Time will tell.

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