Kein Marathon-Programm für mich, danke!

Das digitale Science Fiction-Angebot der Aalener Stadtbücherei ist etwas mager, gerade meine Lieblings-Autoren werden nur partiell abgedeckt. Und dann muss der jeweils interessante Roman auch noch verfügbar sein (hinter manchen Titeln stehen dann so lustige Bemerkungen wie „Verfügbar ab 2. Mai 2024“). In der Regel lasse ich das Buch dann auf mein Konto vormerken, erhalte eine E-Mail, sobald das Buch zum Ausleihen verfügbar ist, hole es mir (digital) und lese munter drauflos.

Vor ein paar Tagen näherte ich mich gerade dem Ende von Interspace One von Andreas Suchanek, das ich ausgeliehen hatte, konnte aber kein direkt erhältliches Buch aus meinem direkten Interessengebiet mit sofortiger Verfügbarkeit entdecken. Also stöberte ich ein wenig herum, um dann schließlich bei Runner's World: Marathon kann jede/r von Martin Grüning und Sonja von Opel zu landen.

Da ich jeden Tag mindestens einen Halbmarathon laufe, erschien mir das als Lesestoff geeignet. Nun, mittlerweile bin ich ein Viertel durch das Buch – und ich werde den Rest ungelesen lassen. Der Grund dafür? Ich möchte keinen Marathon laufen. Und falls es mich doch einmal juckt, ist meine Grundkondition von den täglichen Halbmarathons sicher ausreichend, um die volle Distanz durchzuhalten. Natürlich wird das nie im Leben eine Wettkampfzeit werden, die irgend jemanden von den Socken hauen kann. Aber ich brauche das nicht. Das ist mir beim Lesen der ganzen Abwägungen, Trainingspläne und dergleichen klargeworden.

Ich laufe, um mein Gewicht zu halten (früher wog ich mal gut 90 Kilogramm, seit Mitte 2011 halte ich mich grob um die 65 Kilogramm), meine generelle Kondition auf ein gutes Niveau zu bringen (und dann auch dort zu halten), gut schlafen zu können (klappt zu jeder Zeit an jedem Ort) und auch abends auf dem Sofa einfach mal eine ganze Tafel Schokolade vernichten zu können, ohne befürchten zu müssen, gleich aus dem Leim zu gehen. Wettbewerbe interessieren mich nicht, ich laufe für mich (und in der Regel auch nur mit mir als Begleitung). Je mehr Zeit das – durchaus sehr gut geschriebene, das muss ich den beiden Autoren absolut zugestehen – Buch auf Vorbedingungen, Equipment, Zeitbedarf und diverse Metriken zum Ermitteln der eigenen Fitness verwendete, desto klarer wurde mir, dass ich überhaupt keine Lust darauf hatte, mich damit auseinanderzusetzen. Das würde dem Laufen für mich völlig den Reiz nehmen. Schlimmer noch, es würde sich wie Arbeit anfühlen. Und genau das ist Laufen für mich ja nie gewesen und sollte es auch nie sein. Sobald es dazu wird, wäre der Spaß vorbei, dann würde ich es vermutlich sehr schnell an den Nagel hängen.

Mein heutiger Lauf war wunderbar: Ich startete um 8:50 Uhr (es sind Ferien, ich habe dekadent bis um 7:00 Uhr ausgeschlafen), hörte auf den ersten sechs Kilometern den Schluss des Hörbuchs Alien von Alan Dean Foster, wechselte für ein paar Minuten zu einem MSNBC-Podcast, um meine Gedanken von der Alien-Story wegzubekommen, dann startete ich den vermutlich fünften oder sechsten Durchgang des Hörbuchs Agent to the Stars von John Scalzi. Binnen weniger Minuten war ich so in der Story versunken, dass mir der stetig fallende Nieselregen egal war. So muss Laufen für mich sein: Mein Körper führt die endlos eingeübten Aktivitäten aus, mein Kopf wird frei, weil ich die Geschichte des Hörbuchs durch mich hindurch fließen lasse. Kein einziger Gedanke an einen Trainingsplan oder daran, welche Laufschuhe ich für den morgigen Lauf benutzen sollte (ich habe nur zwei Paare, also wechsle ich einfach ab – laut Buch würde ich für jeden Lauftag der Woche ein anderes Paar benötigen, also sieben Paar...). Langer Ausführung kurzer Sinn: Ich mag es unkompliziert, also halte ich es so.

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