Etwas länger unterwegs

Gestern war ich etwas länger unterwegs – nur wusste ich das beim Aufbruch noch nicht. Der einzige geplante Unterschied zu meinen sonstigen Läufen war der Beginn, denn normalerweise verlasse ich nach einer Tour durch drei Querstraßen das Wohngebiet und bin vor dem Abschluss des ersten Kilometers außerhalb der Ortsgrenze. Gestern drehte ich eine umständliche Runde durch das Wohngebiet (mit dem großen Vorteil, dass es dort flach und somit als Aufwärmprogramm ganz praktisch ist), sodass ich beinahe vier Kilometer „runter“ hatte, bis ich zu meiner sonstigen „Ein-Kilometer-Marke“ kam. Im Austausch hätte ich dann später ein paar Schlaufen eingespart und wäre ziemlich gleich herausgekommen. Insgesamt lief ich aber doch etwas über 33 Kilometer.

Lauf am 8. August 2023

Doch im fünften Kilometer tauchte plötzlich ein Radfahrer neben mir auf, blickte mir von der Seite her voll ins Gesicht und hielt mein Tempo. Es dauerte einen kleinen Moment, dann erkannte ich einen ehemaligen Schüler, ebenfalls ein Sportler, woraufhin sich sofort ein kurzes Gespräch anschloss. Dabei lief ich weiter und er radelte neben mir her. Irgendwann fragte er mich, ob ich immer noch meine täglichen Halbmarathons liefe, was ich natürlich bejahte. In der letzten Woche war mir aber durch den Kopf gespukt, einen längeren Lauf, irgendwo zwischen 28 und 30 Kilometern, zu absolvieren. Also entschloss ich mich spontan, den aktuellen Lauf dafür zu nutzen. Das erzählte ich ihm, ab da war ich also – zumindest moralisch – festgelegt. Wie so oft war ich komplett planlos losgerannt: Kein Wasser, keine Verpflegung, einfach los. Zum Glück war es relativ kühl und windig, allzu stark musste ich nicht schwitzen.

Dann kam der spaßige Teil: Einfach weiterlaufen und dabei irgendwie im Kopf überschlagen, welche Abschnitte ich meiner üblichen 23 Kilometer-Runde hinzufügen könnte, um auf die 28 oder 30 Kilometer zu kommen. Zum Glück kenne ich die Wege hier ziemlich gut, da ich fast alle möglichen Kombinationen schon abgelaufen bin. Insofern ergab sich ziemlich schnell ein Plan, dem ich dann auch folgte. Je weiter sich die Route erstreckte, desto sicherer wurde ich, wohin ich noch laufen wollte. Und tatsächlich machte diese Runde sehr viel Spaß.

Strecke am 8. August 2023

Einziger Nachteil: Nach 28,5 Kilometern gab der rechte AirPod auf, nach 29,5 Kilometern der linke. Ab da musste ich mich der Umwelt hingeben und konnte mich nicht mehr weiter in meinem Hörbuch (The Android’s Dream von John Scalzi) verlieren. Der Grund dafür lag natürlich in der Tatsache begründet, dass ich daheim schon mein gesamtes Aufwärmprogramm und das Aufräumen im Wohnzimmer über mit den Kopfhörern gehört hatte, zusammen locker 40-45 Minuten. Egal, es entstand mir ja kein körperlicher oder seelischer Schaden, mal für 25 Minuten ohne Hörbuch zu laufen.

Ganz erstaunlich fand ich mein Tempo, denn üblicherweise lässt man ja gegen Ende etwas nach. Hier war das bis auf den vorletzten Kilometer (mit einem echt üblichen Anstieg im Teilort Himmlingen) nicht der Fall, lustigerweise wurde ich ab der Mitte des Laufs immer schneller und senkte so den Gesamtdurchschnitt noch einmal deutlich.

Lauftempo 8. August 2023

Ebenso erstaunlich war für mich, dass meine Herzfrequenz trotz der z.T. kräftigen Anstiege (man nennt die Gegend ja nicht ganz umsonst Ostalb) gar nicht so extrem anstieg. Ich hätte da wesentlich höhere Werte erwartet. Womöglich lag es auch daran, dass ich insgesamt sehr entspannt gelaufen bin (und davor gut ausgeschlafen hatte). Auch nach dem Lauf senkte sich mein Puls recht zügig wieder in die ganz normalen Gefilde ab (gut, das ist nun wirklich keine Überraschung gewesen).

Herzfrequenz am 8. August 2023

Beim vollen Marathon gibt es angeblich bei ungefähr Kilometer 30 den sog. „Mann mit dem Hammer“, also den Moment, in dem die regulären Reserven des Läufers aufgebraucht sind und er oder sie wie gegen eine Mauer aus Erschöpfung anläuft. Bis zum Ende meines Laufes (also knapp jenseits der 33 Kilometer) ist dieser Punkt bei mir noch nicht eingetreten. Es mag dran liegen, dass ich erst am Abend zuvor ordentlich Süßkram in mich hineingestopft habe – oder aber die täglichen Halbmarathons verschieben diese Grenze noch ein wenig weiter hinaus. Wie ich bereits im letzten Blog-Eintrag mitteilte: Für mich muss es kein Marathon sein, daher finde ich es womöglich gar nicht heraus. Und das wäre kein Verlust für mich.

Insgesamt fand ich den Lauf sehr schön, bei vorausgehender Planung hätte ich mir wohl etwas zum Trinken mitgenommen und vielleicht ein Pack Magnesium. Aber es ging auch so (wenngleich ich nach dem Lauf erst einmal anderthalb Liter trinken musste, um mich wieder ganz normal zu fühlen). Es war seit mindestens fünf oder sechs Jahren mein längster Lauf, damals bin ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen um das Steinhuder Meer gerannt, was jeweils ca. 30 Kilometer waren. Alles in allem kann ich ein sehr positives Fazit ziehen – beim nächsten Mal benutze ich die AirPods vor dem Aufbruch nicht, dann halten sie auch die gesamte Strecke durch.

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