Gelesen: „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald

Vor ein paar Wochen habe ich mir einen ganzen Schwung von John Grisham-Hörbüchern gekauft, die zu dem Zeitpunkt im Angebot waren (hier). Darunter auch Das Original, in dem es um den Raub und späteren Verkauf der Original-Manuskripte der fünf Romane von F. Scott Fitzgerald ging. Ich kannte noch kein einziges Werk von Fitzgerald, also dachte ich mir, die Gelegenheit mit der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkung (die ich übrigens gutheiße) sei günstig, gleich damit loszulegen. Da das Buch recht kurz ist – auf dem iPad gerade einmal 345 Seiten – schaffte ich es in drei Tagen.

F. Scott Fitzgerald – Der große Gatsby

(Bild-Quelle: Apple Books, Screenshot des Buch-Covers)

Auf den ersten Blick darf man sich ruhig fragen, was an diesem Buch so besonders sein soll, dass es diesen geradezu überirdischen Ruf hat (Haruki Murakami bezeichnet es als den „besten Roman aller Zeiten“), doch ich habe mich schlau gemacht und dabei herausgefunden, dass es sich wohl um ein ziemlich treffendes Zeitzeugnis handelt – nicht im reellen Sinn, denn die Figuren sind fiktional, wohl aber bezogen auf den Zeitgeist und das an den Tag gelegte Verhalten vor allem der Reichen. Worum geht es also?

Nick Carraway, der Erzähler, aus dessen Perspektive man als Leser den gesamten Roman erlebt, zieht als angehender Wertpapierhändler in eine bescheidenes Haus in New York, das direkt an das Grundstück des berühmten Jay Gatsby angrenzt. Gatsby ist jung und geht mysteriösen Geschäften nach, die ihn schon früh zum Millionär gemacht haben. Seine Herkunft gibt viele Rätsel auf, doch das stört niemanden, und so sind die häufig in seinem Haus veranstalteten Partys rauschende Feste, zu denen alle kommen, die zur New Yorker High Society gehören. Nach und nach erfahren wir mehr über Gatsby, der sich im Krieg als Soldat in Frankreich einigen Ruhm erkämpft hat. Daisy, seine Jugendliebe, mit der er vor dem Krieg zusammen war, wollte während der Kriegsjahre nicht auf ihn warten und hat in der Zwischenzeit Tom Buchanan, einen ziemlich konservativen Millionär geheiratet, der sie jedoch permanent mit anderen Frauen, darunter auch Myrtle Wilson, betrügt. Als Gatsby und Daisy bei Carraway aufeinandertreffen, blüht deren alte Liebe wieder auf, doch Tom denkt nicht daran, sich die Frau von einem Rivalen ausspannen zu lassen. In einer spontan angemieteten Suite eines Luxus-Hotels in der New Yorker Innenstadt geraten die beiden – Gatsby und Tom – verbal aneinander, wobei Tom seine Frau dazu zwingt, sich zwischen ihm und Gatsby zu entscheiden. Daraufhin begibt sich die ganze Entourage wieder in die Autos und auf den Heimweg in die Vororte. Daisy steuert Gatsbys Auto und überfährt unabsichtlich Toms Geliebte Myrtle, die beim Anblick des Wagens, in dem sie Tom vermutet, auf die Straße gerannt war. Myrtle stirbt sofort. Tom verrät dem Witwer George Wilson, wessen Auto den Unfall verursacht hat, sodass dieser sich am folgenden Tag zu Gatsbys Anwesen begibt, wo er diesen und anschließend sich selbst erschießt. Bei der von Nick Carraway organisierten Beerdigung erscheinen nur Nick, Jays Vater und ein einziger Gast von den Partys.



In dem Reigen von Personen kann man unter Umständen bei den ersten Seiten etwas durcheinander geraten, denn es fallen viele Namen, die zum Teil gar nicht mehr aufgegriffen werden. Glücklicherweise ergibt sich schon bald ein „roter Faden“, dem man durch die Geschichte hindurch folgen kann. Irritierend war für mich, dass der Erzähler, Nick Carraway, offensichtlich kein Interesse daran hat, mehr über seinen Nachbarn und Freund Gatsby herauszufinden. Er wartet einfach ab, ob noch mehr Details herauskommen, unternimmt aber keine aktiven Schritte, sein Wissen zu vergrößern. Gerade für den Erzähler einer Geschichte wäre es doch geschickter gewesen, mehr zu wissen und dieses Wissen auch noch verstärkt ausbreiten zu können – doch Snob, der er wohl sein soll, interessiert es ihn einfach nicht.

Da das Buch schon in den 1920er Jahren geschrieben wurde, kamen mir beim Lesen einige Passagen etwas altbacken vor (auch wenn die Übersetzung eindeutig neueren Datums war). Darum habe ich mir die von Gert Heidenreich gelesene Hörbuchfassung besorgt, die ich in den kommenden Tagen anhören werde. Vielleicht fallen mir in dieser flüssigeren Form der Geschichte noch mehr Details auf, die ich beim Lesen übersehen habe. Insgesamt hat mir der Roman gefallen, doch als „besten Roman aller Zeiten“ würde ich ihn wahrlich nicht einstufen – dazu bin ich zu sehr im Science Fiction-Genre zuhause…

Es gibt aus dem Jahr 2013 eine Verfilmung mit Leonardo di Caprio, die ich in meiner Sammlung habe, die muss ich mir dann auch einmal angucken, vielleicht gefällt mir die Umsetzung ja sogar besser als der Roman…

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