Im Trevanian-Fieber

Ganz am Ende des letzten Kalenderjahres las ich mit Shibumi zum ersten Mal ein Buch des 2005 verstorbenen Autors Rodney William Whitaker, eher bekannt unter seinem Pseudonym Trevanian. Wie ich auf das Buch aufmerksam wurde, kann ich absolut nicht mehr sagen, vermutlich habe ich in einem anderen Buch darüber gelesen... Egal, der Schreibstil war mir gleich sympathisch, denn er verband ein grundsätzlich hohes Erzähltempo mit einer schnörkellosen Härte in den Action-Passagen, einem geschickten Spiel zwischen linearer Erzählweise und gelegentlichen Rückblenden und einem höchst sarkastischen Humor in den entspannteren Abschnitten.

Man merkt dem Roman natürlich an, dass er in den späten 1970er Jahren entstanden ist, denn Mobiltelefone und Internet sind beide noch vollkommen unbekannt. Das sorgt in der Handlung hin und wieder für einige Aktionen der Informationsbeschaffung, die heute völlig unspektakulär und wesentlich schneller zu bewältigen wären. Solange man sich davon nicht das Vergnügen verderben lässt, spielt das glücklicherweise keine Rolle.

Die einzelnen Charaktere in der Geschichte sind oft derart mit Ecken und Kanten versehen, dass man sie schlicht nicht mehr vergessen kann. Eine in diesem Kontext sehr erheiternde Anekdote ist – zumindest für mich – die, dass Trevanian noch weitere Pseudonyme verwendete, darunter auch Beñat Le Cagot – und das ist dann auch gleich der Name eines absolut skurrilen Charakters in Shibumi.

Die Cover-Bilder der drei Trevanian-Romane

(Bildquelle: Apple Books, Screenshots der Buchcover, eigene Zusammenstellung)

Shibumi
hat mir beim Lesen so imponiert, dass ich mir gleich darauf das Hörbuch (nur auf Englisch erhältlich) besorgte und es mit ein wenig zeitlichem Abstand anhörte. Auch dieses ist hervorragend – sogar in dem Maße, dass ich mir danach sofort das nächste Trevanian-Buch gekauft habe: Im Auftrag des Drachen. Und der Stil ist, obwohl es sich um das erste Buch des Autors aus dem Jahr 1972 handelt, schon vollkommen ausgereift und ebenso packend. Das Buch verschlang ich in wenigen Tagen genussvoll. Besonders vielversprechend war, dass Trevanian hier einen Charakter, Dr. Jonathan Hemlock, etablierte, der dann im nächsten Roman, Der Experte (1973), gleich wieder als Protagonist auftreten durfte. Selbstredend habe ich auch diesen zweiten Roman binnen weniger Tage gelesen und genossen.

Zu diesen beiden Romanen warten nun die Hörbücher auf meinem iPhone, die kommenden Tage darf ich also wieder den packenden Trevanian-Stil genießen.

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